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Die Rente neu denken: Das geht uns alle an

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FFB - FIL Fondsbank

Bei der Rentenvorsorge in Deutschland herrscht Reformbedarf. Darüber besteht in der Politik Einigkeit über alle Parteigrenzen hinweg. Das erkennt man aber auch beim Blick auf die erwartete Rente im eigenen Rentenbescheid. Was jede und jeder Einzelne schon heute tun kann und was sich für Vorsorgende ändern muss.

Sechs wesentliche Änderungen, die den Wandel bringen könnten

Schon heute können wir in Deutschland Rentenbezüge aus drei Quellen erwarten: Zusätzlich zur Rente aus der staatlichen Rentenkasse kommen bei vielen Gelder aus einer möglicherweise bestehenden betrieblichen Altersvorsorge oder aus der eigenen privaten Altersvorsorge.

Sie bilden die Grundlage des sogenannten Drei-Säulen-Systems Mit Blick auf eine ganzheitliche und ausgewogene Betrachtung der Altersvorsorge, besteht Reformbedarf in allen drei Säulen. Dazu Jan Schepanek, Geschäftsführer der FFB: „Wir brauchen ein tragfähiges Drei-Säulen-System, welches eine ganzheitliche Perspektive auf die Altersvorsorge einnimmt und sowohl die private als auch die betriebliche Altersvorsorge durch Flexibilität und Anreizsysteme unterstützt und die Eigenverantwortung stärkt.“

An den folgenden Dimensionen muss eine Reform heute ansetzen:

  1. Mehr Fokus auf die eigene Vorsorge bei der gesetzlichen Rente. Schweden macht es vor: 80 Prozent der Rentenbeiträge fließen in die umlagefinanzierte Rente, bei der Jüngere, die im Berufleben stehen, mit ihren Beiträgen die Renten der Älteren zahlen. 20 Prozent werden als so genannte Prämienrente am Aktienmarkt investiert, um darüber Renditen zu erwirtschaften. Die Beitragszahler können neben dem staatlichen Pensionsfonds aus mehr als 400 Fonds flexibel wählen, in die sie die Prämienrentenbeiträge einzahlen.
  2. Betriebliche Altersvorsorge (bAV) – verpflichtend und unkomplizierter. In Deutschland können nur 65 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Zahlungen aus der bAV bzw. Betriebsrente erwarten. Wichtig wäre eine verpflichtende Einzahlung in die Betriebsrente, wie es etwa in der Schweiz gehandhabt wird. Auch ein Opt-Out-System ist denkbar, bei dem man aktiv die Entscheidung treffen muss, nicht teilzunehmen. Und es sollte einfacher werden, erworbene Ansprüche aus der bAV beim Wechsel des Arbeitgebers mitzunehmen. Vorbild können hierfür Kontenmodelle wie in den USA sein.
  3. Steuerfreie Kapitalerträge für Altersvorsorgegelder. Der Zinseszinseffekt ist beim Aufbau eines Kapitalstocks fürs Alter von enormer Bedeutung. Der Staat sollte hier weniger über Steuern eingreifen und dadurch den Kapitalaufbau fördern. Ein Blick über die Grenze in die Schweiz kann wichtige Anregungen geben: Bürgerinnen und Bürger können dort jährlich mehr als 7.000 Franken steuerfrei in Vorsorgepläne investieren, einfaches Umschichten zwischen verschiedenen Kapitalanlagen ist möglich.
  4. Weniger auf Garantien, mehr auf Rendite setzen. Altersvorsorge ohne Rendite springt zu kurz. Denn Rendite ist durch nichts zu ersetzen. Schon zwei Prozent mehr können bereits nach 20 Jahren 25% mehr Kapital bedeuten (siehe Grafik). Dahinter steckt der Zinseszins-Effekt: Über lange Zeiträume können deshalb auch vermeintlich kleine Unterschiede in der prozentualen Verzinsung große Wirkung entfalten. Eine garantierte, aber niedrige Verzinsung kann also in vielen Fällen die deutlich schlechtere Wahl sein.

    Kleiner Renditeunterscheid, große Wirkung
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Hypothetische Berechnung zur Illustration. Annahmen: Investition von 100 Euro pro Monat von Geburt bis zur Vollendung des 67 Lebensjahres. Regelmäßige Verzinsung von 6 % p.a.. Zinsgutschriften monatlich berücksichtigt.

5. Besserer Schutz der Altersvorsorgerücklagen vor Zugriff durch den Staat. Ist ein Mensch in Deutschland zeitweise auf staatliche Unterstützung angewiesen, müssen meist erst eigene Rücklagen aufgebraucht werden, bevor der Staat einspringt. Derzeit darf man z. B. bei Bürgergeldbezug nur ein sogenanntes Schonvermögen in Höhe von 40.000 Euro behalten. Riester- und Betriebsrenten betrifft das heute in der Regel nicht. Wer aber lebenslang in einem privaten Depot vorgesorgt hat und kurz vor Renteneintritt in Not durch Arbeitslosigkeit oder -unfähigkeit gerät, kann im Ruhestand dann trotz guter Vorsorge meist seinen Lebensunterhalt nicht selbst bestreiten. 

6. Staatliche Förderung eines frühzeitigen Beginns der eigenen Vorsorge. Die geplante „Frühstartrente“ der Bundesregierung weist in die richtige Richtung. Früh mit dem Kapitalaufbau zu beginnen, langfristig einen gefassten Plan zu verfolgen und dabei auch Wertschwankungen auszuhalten, ist ein wesentlicher Schritt. Am besten wäre es, gar keine Zeit zu versäumen und gleich mit der Geburt zu beginnen – mit regelmäßigen Einzahlungen von 100 Euro/Monat könnte man bei einer Rendite von 6% im Alter von 67 Jahren mit mehr als einer Million Euro in Rente gehen.1

Warum privat Vorsorgende nicht auf den Staat warten sollten

Die allerwichtigste Reform beginnt im Kopf. Denn viele Menschen in Deutschland scheuen vor einer Investition in Aktienmärkte als einer der renditeträchtigsten Anlagemöglichkeiten noch immer zurück.

Dabei schenken sie kurz- bis mittelfristigen Schwankungen zu viel Aufmerksamkeit, statt sich bewusst zu machen, dass bei einer langfristigen Kapitalanlage wie für die Altersvorsorge die Zeit ein mächtiger Verbündeter ist.

Ein Blick in die Geschichte an den Aktienmärkten zeigt: Wer lange genug investiert, für den verlieren zwischenzeitliche Verlustphasen an Bedeutung. Wer zudem per Sparplan in Fonds oder ETFs investiert, kann Schwankungen meist leichter ausgleichen.

Beobachtungen wie diese belegen für Jan Schepanek, dass das Verständnis für Möglichkeiten an den Aktienmärkten hierzulande dringend noch mehr wachsen muss: „Wir brauchen in Deutschland mehr Finanzbildung, mit der auch unsere Investmentkultur gestärkt wird.“

Am Aktienmarkt macht die Anlagedauer den Unterschied

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Quelle: Datastream und Fidelity, Betrachtungszeitraum: 31.12.1987 bis 31.12.2021. Durchschnittliche jährliche Wertentwicklung, berechnet über alle möglichen 5-, 10- und 15-Jahres-Perioden (jeweils zum Monatsende), die von 1987 bis Juni 2021 möglich waren. Berechnung auf Basis des MSCI Europe Index und des MSCI World Index, jeweils Total Return in USD. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge. Eine Kapitalanlage in Indizes ist nicht möglich, die Darstellung dient lediglich illustrativen Zwecken.

Das können Deutsche schon heute tun: Mit dem Kapitalaufbau früh beginnen

Bei allen Reformen ist der Gesetzgeber gefragt. Und auf dieser Ebene braucht das erfahrungsgemäß Zeit. Auch die „Frühstartrente“ wird nicht früh, sondern eher spät an den Start gehen – vor 2027 wird das nichts. Doch weil es um die Vorsorge für die eigenen Kinder oder Enkel geht und jeder Monat zählt, ist Abwarten einfach keine Option.

Und niemand muss wirklich auf die staatliche „Frühstartrente“ warten. Schon heute stehen alle Möglichkeiten bereit, am besten direkt ab Geburt mit dem Aufbau von Altersvorsorgekapital zu beginnen und dabei Renditen aus den Kapitalmärkten konsequent zu nutzen.

Ein von Eltern für ein Kind eingerichtetes FondsdepotJunior bringt alles mit, worauf es ankommt. Beim Zugang zu den Kapitalmärkten steht es dem „großen“ FondsdepotPlus für Volljährige um nichts nach: Über 10.000 Fonds und 1.000 ETFs von mehr als 260 Fondsgesellschaften können bespart werden. 

Bis zur Volljährigkeit fallen im Junior-Depot zudem keine Depotführungsgebühren und Transaktionskosten an. Und bereits nach heutiger Gesetzgebung ist die Anlaufphase steuerlich begünstigt: Für das Kind kann ein Freistellungsauftrag erteilt werden, der die ersten Kapitalgewinne steuerfrei hält. 

Einem frühen Start in die Altersvorsorge, steht also nichts im Wege. Und warum auf den Staat warten, wenn man bei sich anfangen kann? „Die Renditestärke der Kapitalmärkte muss – wie es uns andere Länder vormachen – besser für die Altersvorsorge genutzt werden“, fasst Jan Schepanek die Richtung zusammen, in die wir beim Thema Altersvorsorge aufbrechen müssen – als Land, aber auch ganz persönlich. Und zwar jetzt.

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