Nachhaltige Anlagestrategien
Nachhaltigkeit gewinnt für Anleger immer mehr an Bedeutung. Aber worin unterscheiden sich die verschiedenen Ansätze des ESG-Investierens?
Das Universum nachhaltiger Fonds umfasst grundlegend unterschiedliche Strategieansätze – mit jeweils verschiedenen finanziellen und außerfinanziellen Zielsetzungen, die Anleger mit ihnen verfolgen können. Häufig finden sich aber Fondsstrategien, die unterschiedliche Strategieansätze kombinieren. Dies zeigt die Tabelle.
Grundlage bei der nachhaltigen Anlage ist oft der Ausschluss von Anlagewerten oder Branchen, die gegen grundlegende Überzeugungen zur Nachhaltigkeit verstoßen. Welche dies konkret sind, sehen Sie in dem Ranking.
ESG-Integration
Ausschlüsse werden heute als selbstverständlich vorausgesetzt. Von größerer Relevanz ist die Integration von ESG-Kriterien in den Investmentprozess. Denn hier unterscheiden sich dann auch die einzelnen Fondsstrategien nach ihren Datengrundlagen und grundsätzlichen Optimierungszielen. Verschiedene Vorgehensweisen sind weit verbreitet. Hier die gängigsten:
- Das Fondsmanagement orientiert sich an den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der UN (UN SDGs – UN Sustainable Development Goals), die 2016 in Kraft getreten sind.
- Fondsmanager nutzen Ratings, um wichtige Nachhaltigkeitskenngrößen ihrer Fondsportfolios zu bestimmen. Als externer Ratingpartner stellt beispielweise MSCI ein Sustainability Rating von Unternehmen zur Verfügung. Große Fondsgesellschaften beschäftigen aber inzwischen oft eigene ESG-Analysten, die proprietäre ESG-Ratings erstellen, um den verantwortlichen Fondsmanagern einen Wissensvorsprung zu verschaffen.
- Das Portfoliomanagement versucht, wesentliche Kenngrößen wie etwa die CO2-Intensität (den „CO2-Fußabdruck”) eines Fonds zu verbessern.
- Ab 2022 könnte auch die 2020 von der EU beschlossene und in der Umsetzung befindliche Taxonomie eine zunehmende Rolle spielen.
Best-in-Class-Ansatz
Eine einfache ESG-Optimierungsstrategie würde die Titel mit den besten ESG-Scores in den Ratings auswählen (siehe oben). Verbreiteter sind heute „Best-in-Class-Ansätze“. Sie legen bei der Selektion von Titeln nicht einfach den absoluten Rating-Score von Unternehmen zugrunde, sondern vergleichen ihn mit dem anderer Unternehmen in derselben Branche. Der Unterschied: Bei einer einfachen ESG-Optimierung würden beispielsweise sämtliche Energiekonzerne in einem nachhaltigen Portfolio keine Berücksichtigung finden. Ein Best-in-Class Ansatz kann jedoch das Engagement eines Energiekonzerns bei den erneuerbaren Energien mit einbeziehen und dessen Bestrebungen, diese weiter auszubauen. Agieren Konzerne hier nachhaltiger als andere, können sie nach dem Best-in-Class-Ansatz berücksichtigt werden. Er honoriert und unterstützt damit auch den Umbau zu einer klimaneutralen Wirtschaftsweise. Investmenttechnisch vermeidet so ein Best-in-Class-Ansatz eine allzu einseitige Branchenneigung und ermöglicht eine bessere Risikostreuung im Portfolio.
Thematisches Investieren
Sie können gezielt auf Themen setzen, denen eine weiter zunehmende Bedeutung zugetraut wird: z. B. sauberes Wasser, Abfallvermeidung und -verwertung, klimaneutrale Energie oder auch Mobilitätskonzepte der Zukunft. Hier können sich besondere Renditechancen für Anleger eröffnen, allerdings leisten Themenfonds einen geringeren Beitrag zur Risikostreuung.
Impact Investments
In Reinform nehmen sie eine Sonderstellung ein. Sie stellen die außerfinanziellen Ziele einer Geldanlage in den Vordergrund. Anleger wollen etwas bewirken und gewichten dafür unter Umständen auch die Optimierung ihrer persönlichen Rendite aus ihrer Geldanlage geringer. Impact Investing wird sehr häufig mit einer „Active Ownership“ oder dem „Engagement“ des Fondsmanagements einhergehen (wie es sich auch bei Strategien mit ESG-Integration finden lässt): Hier nimmt der Fondsmanager als Investor über die Ausübung von Stimmrechten oder den direkten Dialog mit dem Management von Unternehmen Einfluss, um Veränderungen zu mehr Nachhaltigkeit anzustoßen oder voranzutreiben.