Nachhaltig Investieren von A bis Z
Ein oft zitiertes Problem im Zusammenhang mit nachhaltigen Geldanlagen ist die unklare Sprache, die in diesem Bereich verwendet wird. Unser Glossar soll dazu beitragen, ein gemeinsames Verständnis für einige der häufiger verwendeten Begriffe zu entwickeln.
A
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Active Ownership - siehe Aktionärsvertretung
Aktionärsvertretung – eine Form der Einflussnahme, bei der die Macht der Aktionäre genutzt wird, um das Verhalten der Unternehmen unter Berücksichtigung umfassender ESG-Richtlinien (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zu beeinflussen. Dies kann durch direktes Engagement, die Einreichung oder Miteinreichung von Aktionärsanträgen sowie die Stimmrechtsausübung erfolgen.
Ausschlüsse – Ausschlüsse verbieten die Aufnahme bestimmter Investitionen in einen Fonds oder in ein Portfolio. Sie können bei verschiedenen Themen Anwendung finden, beispielsweise um die Erwartungen der Kunden zu erfüllen, und auf verschiedenen Ebenen erfolgen (Branche, Geschäftsaktivität, Produkte oder Einnahmequelle, Unternehmen, Rechtsordnungen/Länder).
B
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Best-in-class – ein Investmentansatz mit „Nachhaltigkeitsfokus", bei dem Investitionen anhand bestimmter Nachhaltigkeitskriterien getätigt werden, um eine Ausrichtung auf die Branchenführer zu erzielen. Dabei können entweder Unternehmen ausgewählt werden, die im Vergleich zu ihren Mitbewerbern sehr gut abschneiden (z. B. Unternehmen mit dem niedrigsten Kohlenstoffausstoß/der höchsten Energieeffizienz), oder Unternehmen ausgeschlossen werden, die in dieser Hinsicht hinter ihren Mitbewerbern zurückbleiben.
C
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Climate Action 100+ – eine Initiative der Investmentbranche, die sicherstellen soll, dass die weltweit größten Treibhausgasemittenten die notwendigen Maßnahmen zum Klimawandel ergreifen. Die Unterzeichner arbeiten mit den Unternehmen zusammen, um die Emissionen zu drosseln, die Unternehmensführung zu verbessern und die Offenlegung von klimarelevanten Finanzdaten zu optimieren.
CO2-Zertifikat – eine Genehmigung, die den Inhaber dazu berechtigt, eine Tonne Kohlendioxid oder die entsprechende Menge eines anderen Treibhausgases zu emittieren. Wenn der Inhaber die Obergrenze überschreitet, muss er zusätzliche Zertifikate kaufen oder eine Geldstrafe zahlen. Wenn die Genehmigung nicht vollständig in Anspruch genommen wird, kann die Restmenge gewinnbringend verkauft werden. So erhält der Inhaber einen Anreiz, seine Emissionen zu drosseln. Ziel ist es, die Anzahl der CO2-Zertifikate mit der Zeit zu reduzieren.
CO2-Bilanz – ein Maß für die Gesamtmenge an Treibhausgasen - hauptsächlich Kohlendioxid -, die durch die Aktivitäten einer Person, eines Unternehmens oder einer anderen Instanz in die Atmosphäre gelangen.
CO2-Neutralität – eine Netto-Null-CO2-Bilanz (keine Nettofreisetzung von Kohlendioxid oder anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre) durch Kompensation oder völlige Vermeidung von Kohlenstoffemissionen.
CO2-Kompensation – Beseitigung oder Kompensation einer Kohlenstoffmenge, die durch eine bestimmte Aktivität freigesetzt wird. Dies kann durch den Kauf von CO2-Zertifikaten oder durch andere Maßnahmen wie das Pflanzen von Bäumen erfolgen.
CO2-Preis – der Preis, der für CO2-Emissionen gezahlt werden muss. Dadurch sollen die Verursacher zu einer Reduzierung ihrer Emissionen veranlasst werden.
Diese Kosten können in Form einer CO2-Steuer erhoben werden oder durch die Anforderung, eine Genehmigung über den Emissionsrechtehandel zu erwerben (siehe CO2-Zertifikat).Corporate Governance – die Richtlinien, Methoden und Prozesse, die zum Einsatz kommen, um ein Unternehmen zu leiten und zu führen. Den größten Einfluss auf die Unternehmensführung hat der Vorstand eines Unternehmens. Dieser kann jedoch z. B. von Aktionären, Gläubigern, Kunden und Lieferanten beeinflusst werden.
D
E
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Engagement auf Unternehmensebene – Einflussnahme der Aktionäre auf das Verhalten von Unternehmen durch direktes Engagement.
Erneuerbare Energie – Energie aus einer unerschöpflichen Quelle, wie z. B. Sonnen-, Wind- und Wasserkraft.
ESG-Integration – die systematische und explizite Einbeziehung wesentlicher ESG-Faktoren in die Investmentanalyse und die Anlageentscheidungen. ESG-Integration schließt für sich genommen keine Investitionen aus. Solche Strategien können in alle Unternehmen, Branchen oder Regionen investieren, solange die ESG-Risiken solcher Investitionen identifiziert und berücksichtigt werden.
Ethisches Investieren – ein Investmentansatz, der Investitionen aufgrund von ethischen, wertbasierten oder religiösen Kriterien ausschließt, zum Beispiel Glücksspiel, Alkohol oder Schweinefleisch.
F
G
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Governance-Faktoren – die Aspekte der Unternehmensführung, die von verantwortungsbewussten Investoren bei der Investmentanalyse berücksichtigt werden. So kann ein Unternehmen z. B. anhand seiner Richtlinien/seines Umgangs mit Bestechung und Korruption, der Vergütung seiner Führungskräfte, der Vielfalt und Struktur des Vorstands, der politischen Lobbyarbeit/Spenden und seiner Steuerstrategie bewertet werden.
Grüne Anleihe – eine Anleihe, die für die Finanzierung von Klima- und Umweltprojekten bestimmt ist.
Grünes Investieren – ein Ansatz, der Investitionen im Hinblick auf ihre Umweltfreundlichkeit betrachtet.
Greenwashing – Es wird fälschlicherweise der Eindruck erweckt, dass die Produkte und Dienstleistungen eines Unternehmens größere ökologische oder „grüne" Vorteile bieten, als dies tatsächlich der Fall ist.
H
I
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Impact Investing – Investitionen, die neben einer finanziellen Rendite auch eine positive, messbare soziale und ökologische Wirkung erzielen sollen. Dazu zählen soziale Anleihefonds, Private Impact Investing und SDG-Impact-Fonds.
J
K
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Klimawandel – ein Begriff, der allgemein verwendet wird, um erhebliche und über einen längeren Zeitraum andauernde Veränderungen der Klimamessgrößen, wie Temperatur, Niederschlag oder Wind, zu beschreiben.
Klimarisiken – Risiken im Zusammenhang mit dem Klimawandel, die Auswirkungen auf Unternehmen, Industriezweige und Volkswirtschaften haben können. Neben physischen Risiken gehören dazu auch potenzielle regulatorische Maßnahmen, Rechtsstreitigkeiten sowie Wettbewerbs- und Reputationsrisiken, die mit dem Klimawandel einhergehen können.
L
M
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Moderne Sklaverei – Anwerbung, Transport, Beherbergung oder Aufnahme von Menschen unter Anwendung von Gewalt, Nötigung, Missbrauch der Schutzbedürftigkeit, Täuschung oder anderen Mitteln zu Ausbeutungszwecken.
N
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Nachhaltigkeitsfokus – Investmentansätze, die Investitionen davon abhängig machen, ob sie bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und/oder spezifische und messbare Nachhaltigkeitsergebnisse liefern. Hierzu zählen zum Beispiel nachhaltigkeitsorientierte Anlagen, Best-in-Class und Positive Tilt.
Negatives Screening – ein Ansatz, bei dem Unternehmen aufgrund ihrer Verstrickung in unerwünschte Aktivitäten gezielt ausgeschlossen werden.
Normbasierte Ausschlüsse – ein Ansatz, der Investitionen aufgrund der Nichteinhaltung internationaler Verhaltensstandards, z. B. der UN-Menschenrechtserklärung, ausschließt.
O
P
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Pariser Abkommen – der internationale Vertrag, der im November 2016 in Kraft getreten ist. Die Vereinbarung sieht vor, den globalen Temperaturanstieg gegenüber vorindustriellen Werten in diesem Jahrhundert auf unter 2°C, idealerweise auf unter 1,5°C, zu begrenzen.
Positive Tilt – ein Investmentansatz mit „Nachhaltigkeitsfokus“, bei dem Aktien übergewichtet werden, wenn sie bestimmte Nachhaltigkeitskriterien erfüllen und/oder ein bestimmtes und messbares Nachhaltigkeitsergebnis im Vergleich zu einer Benchmark aufweisen (z. B. die halbe CO2-Intensität der Benchmark).
Positives Screening – ein Ansatz, der Unternehmen speziell nach ihrer Beteiligung an nutzbringenden Aktivitäten filtert.
Prinzipien für verantwortliches Investieren (PRI) – eine von den Vereinten Nationen unterstützte Initiative, die als weltweit führender Verfechter von verantwortungsvollen Investitionen gilt. Sie regt Investoren dazu an, durch verantwortungsvolle Investitionen die Rendite zu steigern und die Risiken besser zu managen. Dafür wurden einige freiwillige und erstrebenswerte Anlageprinzipien erstellt, die von allen Unterzeichnern befolgt werden müssen.
Private Impact Investing – Direktinvestitionen in nicht börsennotierte Projekte, Unternehmen oder Initiativen, die neben einer finanziellen Rendite eine positive, messbare soziale und ökologische Wirkung beabsichtigen, zum Beispiel die Erfüllung eines oder mehrerer der nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (ein „SDG-Fonds").
Q
R
S
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Saubere Energie – Energie, die aus einer umweltfreundlichen Quelle stammt, wie z. B. Solar-, Wind- und Wasserkraft.
Screening – ein Ansatz, der Unternehmen speziell nach ihrer Beteiligung an nutzbringenden (positiven) oder unerwünschten (negativen) Aktivitäten filtert.
SDG Impact Funds – Fonds, deren Wirkung anhand der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs) gemessen wird. Dies kann z. B. durch börsennotierte Aktien, einen sozialen Anleihefonds oder Private Impact Investing erreicht werden.
Sündenaktien oder -branchen – Unternehmen oder komplette Industriezweige, die in unethische oder unmoralische Aktivitäten verwickelt sind. Häufige Beispiele sind Unternehmen aus den Bereichen Rüstung, Tabak, Alkohol, Glücksspiel und Erwachsenenunterhaltung.
Sozialanleihen – zweckgebundene Anleihen zur Finanzierung von gemeinnützigen Projekten.
Soziale Faktoren – die sozialen Themen, die von verantwortungsbewussten Investoren bei der Investmentanalyse berücksichtigt werden. So kann ein Unternehmen z. B. anhand seiner Richtlinien/ seines Umgangs mit Menschenrechten, moderner Sklaverei, Kinderarbeit, Arbeitsbedingungen und Mitarbeiterbeziehungen bewertet werden.
Sozialverantwortliches Investieren (Socially Responsible Investment, SRI) – ein weiterer Begriff für verantwortungsbewusste, nachhaltige oder grüne Investitionen, bei denen ESG-Faktoren und Werte in den Investmentprozess integriert werden.
Stewardship – die verantwortungsvolle Allokation, Verwaltung und Überwachung von Kapital zur langfristigen Wertschöpfung für Kunden und Anspruchsberechtigte, um einen nachhaltigen Nutzen für die Wirtschaft, die Umwelt und die Gesellschaftzu erzeugen. Üblicherweise wird die Macht der Aktionäre genutzt, um das Verhalten der Unternehmen unter Berücksichtigung umfassender ESG-Richtlinien zu beeinflussen. Dies kann durch direktes Engagement, die Einreichung oder Miteinreichung von Aktionärsanträgen sowie die Stimmrechtsausübung erfolgen.
T
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Thematisches nachhaltiges Investieren – ein Ansatz mit „Nachhaltigkeitsfokus", bei dem Investitionen anhand eines oder mehrerer Nachhaltigkeitsthemen ausgewählt werden, z. B. Eindämmung des Klimawandels, Vermeidung von Umweltverschmutzung, Nachhaltigkeitslösungen und Ansätze, die sich auf eines oder mehrere der UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) beziehen.
U
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Umweltfaktoren – die Umweltthemen, die von verantwortungsbewussten Investoren bei der Investmentanalyse berücksichtigt werden. Dazu zählen der Klimawandel, die Verknappung von Ressourcen, Abfall, Umweltverschmutzung und die Abholzung von Wäldern.
Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) – die drei zentralen Faktoren/Kriterien, die von verantwortungsbewussten Investoren bei der Prüfung und Auswahl von Unternehmen und anderen Investitionen für ihre Portfolios verwendet werden. Manchmal werden E und S durch „ethisch“ und „nachhaltig“ ersetzt.
UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) – 17 hochrangige Ziele, die die Grundlage für eine bessere und nachhaltigere Zukunft für alle Menschen bilden. Diese Ziele sollen bis 2030 erreicht werden:
- Keine Armut: Armut in jeder Form und überall beenden.
- Kein Hunger: Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern.
- Gesundheit und Wohlergehen: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
- Hochwertige Bildung: Inklusive und hochwertige Bildung für alle gewährleisten und lebenslanges Lernen fördern.
- Geschlechtergleichheit: Gleichstellung der Geschlechter erreichen und alle Frauen und Mädchen stärken.
- Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen: Zugang zu Wasser und sanitären Einrichtungen für alle gewährleisten.
- Bezahlbare und saubere Energie: Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie sicherstellen.
- Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum: Inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern.
- Industrie, Innovation und Infrastruktur: Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, eine nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen vorantreiben.
- Weniger Ungleichheiten: Ungleichheit innerhalb und zwischen Staaten verringern.
- Nachhaltige Städte und Gemeinden: Städte inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten.
- Nachhaltige/r Konsum und Produktion: Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen.
- Maßnahmen zum Klimaschutz: Sofortige Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen.
- Leben unter Wasser: Die Ozeane, Meere und Meeresressourcen erhalten und nachhaltig nutzen.
- Leben an Land: Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Verlust der Biodiversität aufhalten.
- Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen: Gerechte, friedliche und inklusive Gesellschaften fördern.
- Partnerschaften zur Erreichung der Ziele: Die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben.
V
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Verantwortungsbewusstes Investieren – wird häufig verwendet, um verschiedene ESG-Anlagestrategien zu beschreiben, wie z. B. ethisches Investieren, ausschlussbasiertes Investieren, Impact Investing, sozialverantwortliches Investieren und ESG-Integration.
Veräußerung – der Verkauf von Unternehmensanteilen aufgrund von ESG-Bedenken. Dies gilt oft als die ultimative Strafe der Aktionäre, wenn sich die Geschäftsführung nicht durch anderweitige Maßnahmen (z. B. Engagement) zu einer Verbesserung ihrer ESG-Bilanz bewegen lässt.
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Wertbasiertes Investieren – ein Investmentansatz, der Investitionen aufgrund von ethischen, wertbasierten oder religiösen Kriterien ausschließt, zum Beispiel Glücksspiel, Alkohol oder Schweinefleisch.